Die Geschichte vom Seestern und die Frage nach dem ‚Warum‘
Die Frage nach dem Sinn ist sicher eine von denen, mit der ich als Coach und Trainerin am häufigsten konfrontiert werde. Einfach deshalb, weil sie so existenziell ist und wohl fast jeden Menschen früher oder später umtreibt. Sei es nun im persönlichen Kontext auf der Suche nach Berufung und Motivation, oder weil wir im Strudel gesellschaftlicher oder beruflicher Veränderungen nach Halt suchen.
Und genau das ist es, was der gefühlte Sinn uns bieten kann – Halt im Leben. Wenn er fehlt, fühlen wir uns halt- und orientierungslos, getrieben von den Umständen, aber ohne klares Ziel und Vision. Wie fühlt es sich aber an, `sinnvoll` zu leben?
Vielleicht in etwa so:
Ich stehe gerne morgens auf und freue mich auf das, was vor mir liegt.
Die Arbeit, das Leben fällt mir leicht.
Das, was ich tue und arbeite, macht Sinn.
Ich leiste einen wichtigen Beitrag zu etwas Größerem.
Ich mache einen Unterschied für andere Menschen – direkt oder indirekt.
Ich erhalte Anerkennung für das, was ich tue, und aus den Beziehungen zu anderen ziehe ich große Zufriedenheit.
Ich habe meinen Platz im Leben.
Die dahinter liegenden Grundbedürfnisse sind uns allen gemein: das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Anerkennung, Sicherheit, Selbstwirksamkeit, usw. Wie wichtig diese Bedürfnisse für den einzelnen sind, also in welcher Ausprägung und Intensität ein Mensch sie braucht, ist wiederum sehr individuell. Deshalb lohnt es sich immer, die eigenen Bedürfnisse und Motive zu erforschen, denn sie geben dir die entscheidenden Hinweise darauf, was ein sinnerfülltes Leben für dich ganz persönlich bedeutet.
Du könntest z.B. damit beginnen, dir die folgenden Fragen zu stellen:
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Was gibt mir Energie? Wann fühle ich mich lebendig?
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Was ist Erfolg für mich?
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Was sind meine Talente? Und welchem Bedürfnis dienen sie?
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Was oder wer liegt mir besonders am Herzen?
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Was ist mir an meiner Arbeit besonders wichtig?
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Was nervt mich an der Welt, an meiner Arbeit, an anderen Menschen? Wie soll es stattdessen sein, und welchen Beitrag kann ich dazu leisten?
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Welchen Unterschied möchte ich machen? Welchen Unterschied mache ich schon?
Im Alltagsstrudel verlieren wir gerne mal aus den Augen, dass wir tatsächich schon viel leisten und einen Unterschied für andere und damit immer auch für das Ganze machen, und richten unseren Fokus stattdessen auf all die vielen kleinen Widrigkeiten, mit denen wir natürlich auch tagtäglich konfrontiert sind.
Meine Empfehlung an dich lautet daher: Werde dir deiner Motive, Werte und Ziele bewusst und setze dich mit deiner Arbeit als Quelle von Sinnerfüllung auseinander.
Und hier noch die Geschichte von dem Jungen mit mit dem Seestern:
Es war einmal ein alter Mann. Jeden Morgen lief er am Meer entlang.
Eines Tages sah er einen Jungen, der emsig am Strand umherlief, etwas aufhob und ins Meer warf.
Als der Mann näher kam, fragte er den Jungen: „Guten Morgen, was machst Du da?“ Der Junge richtete sich auf und sprach: „Ich werfe die Seesterne, die durch die Flut an Land gespült wurden, ins Meer zurück. Es ist Ebbe und die Sonne brennt. Wenn ich es nicht tue, dann sterben sie.“
Verwundert sah der alte Mann ihn an. „Ist Dir denn nicht klar, dass der Strand hier meilenweit ist? Es liegen überall Seesterne. Du kannst sie unmöglich alle retten. Was hat es da für eine Bedeutung, du die paar zurück ins Wasser wirfst?“
Da hob der Junge einen weiteren Seestern auf, lächelte und sprach: „Für diesen einen bedeutet es alles.“
(Nach der Erzählung von Loren Eiseley „The Star Thrower“.)